WO SIE ERLEBEN, WIE SEPP LAUBNER´S BILDER WIRKEN

  • BEGAS, Kundenzentrum Frauenkirchen
  • Rathaus, Eisenstadt
  • Weingut Pöckl, Mönchhof
  • Weingut Kirnbauer, Deutschkreutz
  • Weingut Schiefer, Welgersdorf
  • SMZ Ost, Donauspital Wien
  • Spital d. Barmherzigen Brüder, Große Mohrengasse, Wien
  • Weingut Kollwentz, Großhöflein

„Liebe, Lust und Leidenschaft“

Neues Rathaus Bayreuth, 6.11.2019
Laudatio zur Ausstellungseröffnung Sepp Laubner

Sepp Laubner ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten österreichischen Maler aus dem Burgenland. Bayreuther Künstler haben seit vielen Jahren burgenländische Symposien unter seiner Leitung besucht und die dort konzipierten Wanderausstellungen haben Sepp Laubner schon mehrfach nach Bayreuth geführt.

Vielen Dank, lieber Herr Laubner, dass Sie Bayreuth ausgesucht haben, um mit uns gemeinsam mit dieser retrospektiven Ausstellung „Liebe, Lust und Leidenschaft“ ihren 70sten Geburtstag zu feiern!

Sepp Laubner wird 1949 in Eisenstadt geboren

  • 1968 Matura
  • 1969–74 Studium an der Akademie der Bildenden Künste,
    Wien
  • Preise:
    • 1971 Fügerpreis der Akademie
    • 1977 Preis Burgenlandstiftung – Kunst
    • Staatsstipendium für Malerei
  • Ausstellungen (Auswahl):
    • 1982 Landesgalerie im Schloss Esterházy, Eisenstadt
    • ab 1983 diverse Ausstellungen im Burgenland, Wien, Linz und
      Graz
    • im Schloss Esterházy Kulturzentrum Györ, Ungarn
    • 1992 Internationale Kunstmesse Art Basel Hochtal-Stipendium der Salinen Austrian, Hallstadt
    • 1996 Art-Expo, New York
    • 1997 Art Frankfurt
    • 1999 Galerie Tiller und Ernst, Wien Kunstmesse Wien
    • 2002 Brüssel, Paris ("Kunst = Ziel 1 = Kunst") Galerie Hong Eui , Seoul / Korea
    • 2007 Venedig (Palazzo Albrizzi), Mailand (Kunstforum), eu-art-network

Mit dem Keramiker Robert Schneider (1950–2019) gründet Laubner 1976 das Aktionszentrum Cselley Mühle. Die Mühle - eine ummauerte Gebäudegruppe mit einem achtachsigen Arkadengang, die im 16. Jh. zum Minoritenkloster in Eisenstadt gehörte, wird seither für Kunstaktionen und Veranstaltungen genutzt. Die Cselley Mühle war in ihren 42 Jahren als Kultur- und Aktionszentrum vielen Künstlern ein Kraftplatz, so holten dort Berühmtheiten wie, Joe Cocker und Konstantin Wecker zu ihren musikalischen Rundumschlägen aus und renommierte Maler wie Hermann Nitsch, Adolf Frohner, Peter Pongratz und Jürgen Messensee stellten dort aus. Hier versammeln sich auch jährlich für 2 Wochen Künstler, u.a. aus Bayreuth, zu einem Symposium – zum Austausch und zum gemeinsamen Arbeiten.

In der Cselley Mühle nimmt Laubners Atelier ein ganzes Stockwerk ein.

Man hätte die Ausstellung auch „Liebe, Farbe, Abstrakt“ nennen können, denn Sepp Laubners Kunst ist geprägt von der geometrischen Klarheit eines Piet Mondrian, der farblichen Sinnlichkeit eines Henri Matisse und der emotionalen Tiefe eines Mark Rothko – kurz, von Abstraktion und Spiritualität in der Tradition der klassischen Moderne.

Laubners bildnerisches Vokabular besteht aus Farbflächen, die in einem spannungsreichen Verhältnis zur malerischen Fülle im Detail stehen. Jede einzelne Farbfläche besitzt schwungvolle Lebendigkeit – die Art des Farbauftrags, die Bewegung des Pinselstrichs und die haptische Qualität der Oberfläche wirken energetisch aufgeladen. Außerdem scheint es so, als hätten die äußeren Begrenzungen der Leinwand eigentlich gar nicht ausgereicht, den nebeneinander und übereinander dicht gedrängten Farb- und Lichtschichten Platz zu bieten.

Die Farbe ist so kraftvoll und manchmal fast explosiv aufgetragen, dass sie eine plastische Form erhält und somit in den Raum herein wirkt. Dennoch werden unten liegende Farbschichten nach wie vor wahrgenommen. Nie tritt eine Farbe absolut auf, nie ist sie nur sie selbst. Immer schwingt ein anderer Farbton mit. Das Rot teilt sich dem Orange mit, das Blau trübt das Grün.
Die Farbfelder greifen oftmals an den Grenzen fasrig ineinander, wobei die sich so ergebenen Farbflächen eine diffus strahlende Atmosphäre erzeugen:
Gebäude? Horizonte? Landschaften? Die Assoziationen zu den Bildern sind unbegrenzt.

Es fällt nicht schwer bei der Betrachtung dieser Bilder Begriffe wie ästhetisch, paradiesisch, zeitlos und harmonisch zu assoziieren.
Der expressive Ausdruck liegt auch in der Vereinfachung der Form, der Ineinanderverschränkung von Raum und Volumen.
Die formale, strenge Bildarchitektur und der expressive Farbauftrag ergeben einen spannungsgeladenen Dialog, nämlich die Synthese aus rationaler Ordnung und sinnlich, emotional erfahrbarer Farbe - Elemente, die den inneren Diskurs der Arbeiten ausmachen. Sepp Laubner vereint beides in sich, den Impuls zur Leidenschaft und den Impuls zur Ordnung.

Die innere Ordnung beinhaltet eigene Regeln und Gesetze, die mit Gegensätzen wie Anfang und Ende, Fülle und Leere operieren. Die fast schon dialektische Konfrontation der klaren Formen und der sinnlichen Farben wird zu Metaphern psychischer und geistiger Befindlichkeiten und durchaus realer Sehnsüchte und Begierden, wie „Liebe Lust und Leidenschaft“

Sepp Laubner hat kein fertiges Bild in dem Sinne im Kopf, dass er ein Abbild seiner Gedanken oder seiner Idee nur noch handwerklich in ein Gemälde umsetzen müsste, sondern er lässt sich auf ein Wagnis ein, dessen Ausgang ungewiss ist. Hier wird also nicht mit erhobenem Zeigefinger eine Moralpredigt gehalten, keine Betroffenheit zelebriert, kein sozialer Missstand angeprangert und keine Ideologie propagiert, sondern hier entsteht eine Malerei der Freiheit und der Ungebundenheit.

Die als harmonisch oder spannungsgeladen, leuchtend oder düster, schwer oder schwebend, dominant oder gleichgewichtig empfundenen Farbensembles haben nichts mit der Vorstellung gerahmter Flächen zu tun, denn sie sind Symbole des Universellen, die den Betrachter zur Kontemplation einladen.

Unmittelbar vor den Leinwänden stehend, meint man tatsächlich, in seine Bilder – ihre Stimmungen und Atmosphären – einzutauchen. Man muss gewillt sein, innezuhalten und sich einzulassen auf die Bilder. Für den Betrachter erfolgt über die Auseinandersetzung mit ihren wahrnehmbaren Elementen ihre subjektive Interpretation, mit Erinnerungen, Assoziationen, Erfahrungen und momentanen Stimmungen – eben den vielschichtigen Ereignissen des Lebens.

Es ist alles eine Frage der Resonanz. Die Bilder können nur Erfahrungen in Schwingung bringen, Emotionen wachrufen, die im Betrachter vorhanden sind. So können sie mit der eigenen innere Leere konfrontieren, im besten Fall aber in ihrer Varianz und Intensität Spiritualität, Emotionen und die komplexen Beziehungen der menschlichen Existenz spiegeln.
Der von Sepp Laubner sehr verehrte spanische Künstler Antoni Tàpies hat formuliert, was auch für Sepp Laubner gilt und Ausdruck in dieser Ausstellung „Liebe, Lust und Leidenschaft“ findet:

„Die wahre Bedeutung eines Kunstwerks liegt in seiner Kraft, unser individuelles Bewusstsein so zu verändern, dass wir – und wenn nur für einen Augenblick – eine höhere Realität wahrnehmen können“....“meine Malerei ist eine Meditation über die Natur des Menschen, über das was ist und warum es so ist“.....„Sie ist auch eine Reflektion über unser Schicksal, über den Tod“....“sie ist ein Versuch, dem Menschen sich selbst begreiflich zu machen, ihm die Fülle seiner Möglichkeiten vor Augen zu führen“.

Angela Holzhäuer M.A. Kunsthistorikerin Richard-Wagner-Str. 42d, 95444 Bayreuth, Tel. 0171/6119759

Donwload Laudatio Angela Holzhäuer als PDF

Burgenland Mon Amour

Sepp Laubner ist heute der bekannteste und erfolgreichste Maler der mittleren Generation im Burgenland. Er kann auf zahlreiche Ankäufe und Aufträge von großen Institutionen zurückblicken, wie auch für seine hauptsächlich abstrakte Malerei ein verhältnismäßig großes
Publikum interessieren.

Laubners persönliche Bekanntheit hat nicht zuletzt damit zu tun, dass er einer der Besitzer und Betreiber des 1976 gegründeten Aktionszentrum Cselley Mühle in Oslip ist - eines beliebten Treffs vor allem für jüngere Menschen, der sich als "Plattform für Kunst aus
Allen Richtungen" versteht. ...

Hier ist das neue heimische Kabarett flügge geworden, hier holten Eric Burdon, Joe Cocker, Konstantin Wecker und viele anderen mehr zu ihren musikalischen Rundumschlägen aus. Hier stellten aber auch schon renommierte Maler wie Hermann Nitsch, Adolf Frohner, Peter Pongratz, Jürgen Messensee und viele andere aus.

Sepp Laubner´s Bilder sind für mich kunstvolle Verschleierungen durchaus realer Sehnsüchte und Begierden, stilisierte Masken männlichen Begehrens, spannungsgeladene Kompositionen, an denen sich erotische Phantasien entzünden können. Dieser Maler ist eine sensible, intellektuell beachtliche, emotional starke und auch vitale Persönlichkeit. Ein Künstler auf der
Höhe der Zeit, und Einer, der auch den Höhepunkt der eigenen Entwicklung noch nicht überschritten haben dürfte

von Dr. Günter Unger (Leiter Abt. Kultur ORF Burgenland 1970-2001)

Opernfestspielmagazin: Sepp Laubner

Das Burgenland hat in dem Künstler Sepp Laubner nicht nur einen der besten und renommiertesten Maler des Landes der zeitgenössischen Gegenwartskunst, sondern vielleicht sogar d e n Maler des Burgenländischen expressis verbis – und die in mehrerlei Hinsicht. Zum einen gilt Laubner zu Recht als zutiefst burgenländischer Künstler, der im Landstrich hart an der ungarischen Grenze nicht nur geboren und aufgewachsen ist, sondern auch nach seiner künstlerischen Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in Wien hier wiederum seine künstlerische Heimat, das Zentrum und den Mittelpunkt seines Lebens und seiner vielfältigen kreativen Schaffenskraft gefunden hat. Es war nie seine Art – und es hat wahrscheinlich auch nie wirklich den Versuch gegeben – sich der räumlichen Enge und den regional begrenzten Gegebenheiten des Burgenlandes durch „Flucht“ zu entziehen. Seine Zelte in den Kunstmetropolen aufzuschlagen, um hier schnell und einfach reüssieren zu wollen, wie es viele andere Künstler seiner Generation vorgemacht haben. Er zog lieber vor, sich den ländlichen Gegebenheiten mit seinen oft auftretenden Unzulänglichkeiten zu stellen, regionale Hindernisse aller Art zu überwinden und sich hier in seiner Heimat, in seinem angestammten und ureigenen Umfeld unbeirrt, unmittelbar und direkt den künstlerisch-kreativen Herausforderungen zu stellen. Die einfache pannonische Landschaft der Region gab ihm alles, was seine Entwicklung förderte, was prägend nachhaltig wirkte und letztendlich heute auch das künstlerische Wesen des Sepp Laubner so unverwechselbar und unvergleichbar macht: Lebensfreude, Schaffenskraft, Offenheit und Geselligkeit, im künstlerischen Bereich aber auch Ideenreichtum, Emotion, Farbe, Darstellung und Formgebung. Damit – und das kann man ohne Übertreibung feststellen - ist Laubner in den beginnenden siebziger und folgenden achtziger Jahren in gewisser Hinsicht auch zu einem der Begründer der neuen autochthonen zeitgenössischen Malerei im Burgenland geworden. Er hat dem Burgenland nach Überwindung der klassischen Moderne mit Erntl, Zotter, Richly, Klaudus oder Ballabene, um nur die bedeutendsten Vertreter zu nennen, und den hier kreativ schaffenden jüngeren Malern eine neue künstlerische Identität, ein eigenes burgenländisches Wesen und ein ländlich – pannonisches Selbstbewusstsein vorgezeichnet, in der auch die heutige zeitgenössische moderne burgenländische Kunstszene und deren Maler noch ihre Basis und Wurzeln begründet haben. Darüber hinaus kann man Sepp Laubner aber auch in seiner Kreativität als Maler zutiefst als burgenländisch bezeichnen. Denn sein umfangreiches Werk spiegelt all das, was heimisches Wesen, Wirken und Leben ausmacht: das tiefe Rot burgenländischen Weines oder Mohnblüten, das helle Gelb der heimischen Raps- und Getreidefelder im Sommer, ein sattes Grün der Wiesen im Frühjahr, erdiges Braun abgedroschener Felder im Herbst gemischt mit dem dunklen Blau des Himmels und fahles Grau überhöht mit verwaschenem Weiß oder Schwarz für die Melancholie und die Einsamkeit des Winters über pannonischen Weiten. Zwar abstrakt oder nur andeutungsweise in der Darstellung, aber dennoch sehr klar und konkret in Farbe, Form und Stimmung. Laubners Bilder sind nicht nur zum Sehen, sie sind vielmehr und vor allem auch zum Fühlen und Meditieren. Ein sinnliches Erlebnis ist es wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat, das Burgenland wirklich, unmittelbar und in voller Tiefe erleben zu wollen. Einen Versuch ist es allemal wert! Sepp Laubner – der Maler des Burgenlandes, weist mit seinen Bildern den schönsten Weg dazu!

Rudolf Götz - Leiter der Burgenländischen Landesgalerie

Kunstvolle Verschleierung

Und es sind Sepp Laubners Bilder, die Welten kreieren: Der Maler selbst sagt, er baue sie aus Gedanken und Träumen auf – dem Betrachter zeigen seine Werke eine „kunstvolle Verschleierung durchaus auch gegenständlich fundierter Sehnsüchte und Begierdern“, wie es Laubners Freund Günter Unger in seiner Betrachtung ausdrückt. Unger weiter: „Seine Bilder erzählen mir zwar keine langatmigen Geschichten, schicken aber dennoch jede Menge an Signalen für unendlich viele und lange und auch spannende Geschichten aus.“ Alles, was Sepp Laubner für seine Kunst braucht, findet er in seiner Umgebung und nicht zuletzt deshalb hat der gebürtige Eisenstädter seit jeher die kulturelle Szene des Landes geprägt. Vor beinahe dreißig Jahren war er einer der Mitbegründer des Aktionszentrums Cselley Mühle. In der Osliper Mühle arbeitet Laubner noch heute an seinen Bildern, und er versteht sich noch heute als „Produkt seiner Umgebung“, seines Burgenlandes.

Wolfgang Millendorfer